Eurovent Certification hat in diesem Jahr einen großen Meilenstein erreicht, denn das Unternehmen feiert 30 Jahre Eurovent Certified Performance. Man kann mit Sicherheit sagen, dass sich die HLK- und Kältebranche seit der Einführung der ersten beiden Zertifizierungsprogramme im Jahr 1994 stark verändert hat. Nirgendwo wird dies besser deutlich als im Wärmetauschersektor, der auf eine lange Geschichte der Zertifizierung zurückblicken kann. Das Programm Eurovent Certified Performance für Wärmetauscher wurde kurz nach den ersten beiden Programmen eingeführt und ist bis heute eines der ältesten Programme von Eurovent Certification.
Um zu verstehen, wie sich die Zertifizierung im Laufe der Jahrzehnte insbesondere auf den Wärmetauschermarkt ausgewirkt hat, sprachen wir mit dem Branchenkenner und Berater bei Refplan, Roland Handschuh. Aus seiner Sicht als Berater, der für viele zertifizierte Hersteller gearbeitet hat, spricht Roland über die Zeit vor der Zertifizierung, die ersten Jahre von Eurovent Certified Performance, den aktuellen Markt und seine Prognosen für die Zukunft.
Roland: Ich bin jetzt als Berater tätig, habe aber vorher für zertifizierte Hersteller wie Küba Kältetechnik GmbH und Güntner GmbH & Co. KG. Die Eurovent-Zertifizierung hat wesentlich dazu beigetragen, die Produktqualität zu verbessern, die Leistungssicherheit zu gewährleisten und einen einheitlichen Markt für Hersteller und Kunden zu fördern. Ich kenne die Organisation seit etwa drei Jahrzehnten, genau 28 Jahren.
Roland: In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren stellten unzuverlässige technische Spezifikationen, vor allem für Wärmetauscher, die größte Herausforderung für die europäische HLK- und Kältebranche dar. Die Kataloge vieler Hersteller enthielten Leistungsdaten, die 20 bis 30 % über der tatsächlichen Kühlleistung lagen. Außerdem basierten diese Leistungsergebnisse auf der durchschnittlichen Temperaturdifferenz Delta TM, die keinen zuverlässigen Referenzwert darstellte.
Roland: Das Fehlen einer unabhängigen Produktzertifizierung durch Dritte hat den Wettbewerb im Wärmetauschersektor verzerrt.
Dies führte zu einem großen Misstrauen unter den Herstellern. Fachleute und qualifiziertes Personal, die sich mit der Thermodynamik von Wärmeübertragungen auskennen, waren sich bewusst, dass irreführende Informationen die Systemhersteller und schließlich auch die Endverbraucher in die Irre führen würden. Und dies geschah schließlich, als der Endverbraucher für die Kosten des Betriebs der gesamten Kälte- oder Klimaanlage sowie für die zusätzlichen Kosten des Betriebs der unterdimensionierten Systeme aufkommen musste.
Roland: Die Einführung der Eurovent-Produktzertifizierung wurde von der Branche nur allmählich positiv bewertet. Der Nachteil war, dass die wenigen Hersteller, die sich bereit erklärten, ihre Lamellenwärmetauscher zu zertifizieren, die Zertifizierung zunächst nur für bestimmte Produktserien anboten. Es wurde schnell klar, dass die nicht zertifizierten Produktreihen noch erhebliche Leistungslücken aufwiesen. Dies führte Ende der 1990er Jahre zur "certify all"-Methode, die die Hersteller von Lamellenwärmetauschern dazu verpflichtete, alle Serien ihrer HFC-Wärmetauscher zur Zertifizierung vorzulegen.
Roland: Insbesondere das "certify all"-Verfahren hat sich im Vergleich zu anderen Zertifizierungsverfahren als vertrauenswürdig erwiesen, da es jegliche Zertifizierungslücken ausschließt. Außerdem war diese Initiative von Anfang an als ein europaweites Leistungsbewertungssystem gedacht, nicht nur als ein nationales.
Roland: Nach 30 Jahren hat sich die Eurovent-Produktzertifizierung als zuverlässiges Instrument für die Auswahl laminierter Wärmetauscher erwiesen. Obwohl sich die meisten Anlagenhersteller dessen bewusst sind, sind es viel zu wenige Endverbraucher. Wenn die Leistung der Wärmeübertragungskomponenten einer Kälteanlage nachlässt, steigen die Betriebskosten.
Roland: Der Bedarf an Energieeinsparungen, der sich letztlich in einer Senkung der Betriebskosten für den Anlagenbetreiber niederschlägt, wird weiter zunehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Kosten für den Betrieb einer Kälteanlage über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren das Fünf- bis Zehnfache der Installationskosten betragen.
Roland: Der nächste große technologische Durchbruch auf dem Markt wird die Forderung nach einer Bewertung der Lebenszykluskosten im Rahmen der angestrebten Energiereduzierung bei Kühlsystemen sein. Als Ergebnis dieser Berechnungen wird ein besseres Verständnis der Betriebskosten eines Systems entstehen, und es wird ein noch größeres Bewusstsein für die Zuverlässigkeit der angegebenen Leistung für die ausgewählten/verwendeten Wärmetauscher geschaffen werden.
Roland: Natürliche Kältemittel wie Kohlenwasserstoffe, CO2 und Ammoniak werden, abgeleitet von der aktuellen F-Gas-Verordnung, mehr und mehr eingesetzt werden. Die Verwendung von Kohlenwasserstoffen macht den Einsatz von indirekten Kühlsystemen erforderlich, um die Füllmengen zu begrenzen. Dies bedeutet, dass Sole oder Glykole zum Betrieb der Wärmetauscher verwendet werden. Daher müssen sich die Zertifizierungsprogramme auf diese neuen "alten" Kältemittel konzentrieren.
Roland: Ich danke Ihnen auch für die Gelegenheit, mit Ihnen in Kontakt zu treten und meine Gedanken zu teilen.
Das 30-jährige Bestehen von Eurovent Certified Performance wird im Jahr 2024 gefeiert. Möchten Sie mitfeiern? Halten Sie Ausschau nach unseren Beiträgen in den sozialen Medien auf LinkedIn, Facebook und X, oder setzen Sie sich mit dem Team in Verbindung.